Impuls zum 16. November 2025
Von Maria Wego SVDP, Köln„Du bist meine Hoffnung.“ (Ps 71,5)
Seit 2017 begeht die katholische Kirche am Sonntag vor Christkönig den „Welttag der Armen“. Weltweit laden Gemeinden und Gruppen bedürftige Menschen zu einem Essen ein, bringen Nahrungsmittel in Kinderheime oder zu Familien in Armenvierteln und versammeln sich zum gemeinsamen Gebet. Ich lade Sie ein, sich heute der Gemeinschaft der Beter*innen anzuschließen, die sich weltweit über das Gebet miteinander verbindet (siehe Welttag der Armen).
Eröffnungsgebet
(Steyler Viertelstundengebet)
Gott, Du ewige Wahrheit, wir glauben an Dich.
Gott, unsere Stärke und unser Heil, wir hoffen auf Dich.
Gott, unendliche Güte, wir lieben Dich aus ganzem Herzen.
Du hast Dein Wort gesandt als Retter der Welt, lass uns alle eins sein in Ihm.
Sende uns den Geist Deines Sohnes, dass wir Deinen Namen verherrlichen. Amen.
Kyrie
Du, Herr, bist unsere Hoffnung. - Herr erbarme dich.
Dir, Herr, können wir immer vertrauen. - Christus erbarme dich.
Du, Herr, gibst uns jederzeit Sicherheit und Halt. - Herr, erbarme dich.
Psalm (Ps 71,1-3;5-6)
Bei dir, Herr, suche ich Schutz,
lass meine Feinde nicht über mich triumphieren!
Du bist ein gerechter Gott,
darum hilf mir und rette mich!
Höre mein Gebet und komm mir zu Hilfe!
Bring mich in Sicherheit und beschütze mich
wie in einem Haus, in das ich jederzeit kommen kann!
Du hast doch beschlossen, mich zu retten!
Ja, du bist mein schützender Fels, meine sichere Burg.
Du bist meine Hoffnung, HERR,
dir vertraue ich von Kindheit an!
Ja, seit meiner Geburt bist du mein Halt.
Vom ersten Tag an hast du für mich gesorgt.
Darum will ich dich loben mein Leben lang.
Aus dem Evangelium nach Markus (Mk 5,21-24; 35-43)
Kaum war Jesus ans andere Ufer zurückgefahren, als sich dort wieder eine große Menschenmenge um ihn versammelte. Da kam ein Vorsteher der jüdischen Gemeinde namens Jaïrus. Als er Jesus entdeckte, warf er sich ihm zu Füßen und flehte ihn an: »Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt!« Jesus ging mit ihm, dicht gefolgt von einer großen Menschenmenge. [Noch während sie gingen,] kamen einige Leute aus dem Haus von Jaïrus gelaufen und sagten zu ihm: »Deine Tochter ist gestorben. Es hat keinen Zweck mehr, den Lehrer zu bemühen.« Jesus hörte das und sagte zu Jaïrus: »Verzweifle nicht! Vertrau mir einfach!« Er wies die Menschen zurück, die ihm folgen wollten. Nur Petrus und die Brüder Jakobus und Johannes durften ihn begleiten. Als sie zum Haus von Jaïrus kamen, sah Jesus die vielen aufgeregten Menschen und hörte ihr Weinen und lautes Klagen. Er ging hinein und fragte: »Weshalb macht ihr solchen Lärm? Warum weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur.« Da lachten sie ihn aus. Jesus schickte sie alle weg; nur die Eltern und seine drei Jünger gingen mit in das Zimmer, wo das Mädchen lag. Dann nahm er ihre Hand und sagte: »Talita kum!« Das heißt übersetzt: »Mädchen, steh auf!« Da stand das zwölfjährige Kind auf und ging im Zimmer umher. Alle waren völlig fassungslos. Jesus verbot ihnen nachdrücklich, anderen davon zu erzählen. »Und nun gebt dem Mädchen etwas zu essen!«, sagte er.
Impuls
Hoffnung – auch darum geht es in diesem Evangelium, und Hoffnung ist auch das Leitwort des diesjährigen Welttags der Armen. Ich lade Sie ein, sich ein wenig Zeit für dieses Bild und die dazugehörige Geschichte zu nehmen. Das Foto zeigt den „Mann mit Einkaufwagen“, der auf den Bremer Wallanlagen zu sehen ist.*
Hoffnung im Leben
„Der Heinrich is weg.“ Stoppel hockte wie jeden Tag an der Theke, rieb mit seiner Hand über seinen Dreitagebart und kratzte sich.
„Was is mit Heinrich?“ Zappes, Besitzer der einzigen Eckkneipe des Viertels, zapfte ein Glas Bier und stellte es vor ihn hin. „Stoppel, ich red mit dir.“
„Der is weg“, wiederholte Stoppel und umfasste mit beiden Händen das Bierglas.
„Ihr meint den Jo? Den hab ich auch schon ne Weile nich mehr gesehen“, sagte ein großer, junger Mann mit einer schwarzen Wollmütze auf dem Kopf, und setzte sich zu Stoppel.
„Kenn keinen Jo, Beanie“, meinte Stoppel. „Du, Zappes?“
Zappes schüttelte den Kopf und sammelte klirrend leere Gläser von der Theke.
„Wie denn jetzt? Heinrich? Jo? Ich mein den mit dem leeren Einkaufswagen.“ Beanie schob seine Mütze auf dem Kopf hin und her.
„Genau um den geht‘s“, mischte sich ein weiterer Mann in das Gespräch ein. „Ich weiß auch nicht, wie er wirklich heißt. Hat aber auf jeden Namen gehört.“
„Wieso war sein Einkaufswagen eigentlich immer leer?“ murmelte Stoppel nachdenklich.
„Der hat die Hoffnung darin gefahren.“
„Och ne, Plankton. Nich so was jetzt.“ Zappes stellte hart ein Glas Bier vor ihm ab. „Trink und lass das Gequatsche.“
„So was nich vor abends“, grinste Beanie. „Weißte doch.“
Die Männer prosteten sich zu und schwiegen bis die Gläser leer waren. Dann verließen sie mit einem kurzen Gruß die Kneipe.
„Hier hat wohl jeder einen Spitznamen?“ fragte ein Fremder, der die ganze Zeit abseits an einem Tisch gesessen hatte und nun sein leeres Bierglas auf die Theke stellte.
Zappes nickte und hielt das leere Glas fragend hoch.
„Was ist denn nun mit diesem Heinrich oder Jo oder wie auch immer?“
„Fragst gern, was?“ Zappes hielt noch immer das leere Glas in der Hand. „Dann passte zu Plankton. Der denkt immer und fragt immer und so.“
Der Mann nickte und unterdrückte nur mit Mühe ein Schmunzeln.
„Aber das mit Heinrich“, fuhr Zappes fort, „das stimmt schon. Irgendwie.“ Schweigend begann er, die Biergläser zu spülen. „Hoffnung. Die braucht man doch, oder?“ sagte er schließlich.
„Ja, ohne Hoffnung geht es im Leben nicht“, antwortete der Fremde zustimmend. Er griff in seine Jackentasche und legte einige Münzen auf die Theke. „Auf Wiedersehen“, sagte er freundlich und verließ ohne ein weiteres Wort die Kneipe.
Am Abend, als Stoppel, Beanie und Plankton ihr Bier an der Theke tranken, hatte Zappes den Fremden schon wieder vergessen. Dieser aber ging nachdenklich durch die Straßen der Stadt, als suche er etwas oder jemanden.
Zeit für mich – Musik, Stille
Fürbitten
Gott, Du bist unsere Hoffnung. Daher kommen wir mit unseren Bitten zu dir.
Die meisten Häuser des Ortes sind zerstört. Die Menschen starren auf ihre Handys und warten auf Nachrichten über das Ergebnis der Verhandlungsrunde hochrangiger Politiker. Bomben explodieren. Noch haben die Handys Strom. Die Nachricht von einer Waffenruhe bleibt aus.
Wir bitten dich, Gott, für alle Menschen, die in Kriegs- und Krisengebieten leben.
Das Buch - Es fällt ihr schwer zu verstehen, was in dem Buch steht, das ihr älterer Bruder aus der Schule mitgebracht hat. Aber sie liest die Seiten immer und immer wieder. Eines Tages wird sie Prüfungen in einer Schule ablegen, da ist sie sicher.
Wir bitten dich, Gott, für alle Menschen, die keinen Zugang zu Bildung haben.
Der Acker - Sie schulden dem Agrarunternehmen, das ihnen Saatgut und Dünger verkauft, viel. Die nächste Ernte gehört ihnen schon nicht mehr. Am frühen Morgen gräbt das junge Paar deshalb ein Stück Land um, das niemand gehört. Diese Ernte wird ihnen wohl niemand nehmen.
Wir bitten dich, Gott, für alle Menschen, die für unsere Ernährung sorgen.
Die Tablette - Jeden Tag muss seine Mutter eine Tablette nehmen, sonst geht es ihr schlecht. Aber sie sind teuer. Deshalb „vergisst“ sie sie oft. Dann kocht er nach der Schule für alle. Wenn er doch nur Tabletten kochen könnte!
Wir bitten dich, Gott, für alle Menschen, die medizinische Versorgung benötigen.
Die Kerze - Wie jeden Tag zündet er vor der kleinen Josephsfigur in der Kirche eine Kerze an. Er steht eine Weile da, dann nimmt er ein Heftchen aus der Jackentasche und macht einen Strich darin. 168 sind es schon. „Ich werde jede Kerze bezahlen. Versprochen.“
Wir bitten dich, Gott, für alle Menschen, die ihre Zuflucht zu dir nehmen.
Vater unser
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen.
Gebet zum Welttag der Armen 2025
Gott der Hoffnung,
so lehrte man mich, sei dein Name.
Gott der Hoffnung,
so rief ich dich in meiner Not.
Doch ich
wurde nicht satt,
blieb ohne Kleider,
war allein in meiner Nacht.
Gott der Hoffnung,
so rief ich dich wieder und wieder.
Ich lauschte und wartete,
ich fragte und suchte,
ich ahnte und spürte
dich, Gott der Hoffnung.
Gott der Hoffnung,
so ist dein Name.
Er erklingt
im geteilten Brot,
in der geöffneten Tür,
in der unerwarteten Umarmung.
Gott der Hoffnung,
mein bist du!
So segne uns, du Gott, unsere Hoffnung, und lass uns Frieden bringen
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist! Amen.
*Mehr dazu erfahren Sie hier; dort finden Sie auch alle Texte der „SVD-Partner“ zum Welttag der Armen 2025.
Bibelstellen: Hoffnung für alle
Text „Hoffnung im Leben“, Fürbitten und Gebet zum Welttag der Armen: „SVD-Partner“
Foto: Maria Wego